David Graeber will auf ein Phänomen aufmerksam machen, über das kaum jemand spricht, das aber immer weiter zunimmt: Gut bezahlte Jobs, die von den Menschen die sie ausführen als vollkommen sinnlos und überflüssig beschrieben werden.
Klasse, Schicht, Milieu – die Soziologie kennt verschiedene Begriffe, die die Unterschiede der sozialen Herkunft kenntlich machen. Statt für ein gleichberechtigtes Nebeneinander verschiedener Lebensstile stehen sie für eine Hierarchie: Sie weisen auf ein Oben und ein Unten der Gesellschaft hin. Klassengrenzen zu durchbrechen und auf- oder abzusteigen, ist möglich, die Prägung durch die eigene Herkunft loszuwerden aber kaum.
Die Erzählung von der Mittelschichtsgesellschaft gehört zu den staatstragenden Mythen der Bundesrepublik. Von Millionären wie Friedrich Merz bis zur Reinigungskraft wollen alle zur Mitte gehören. Doch woher stammt eigentlich die Vorstellung von einer Mittelschichtsgesellschaft? Verschleiert sie die Tatsache, dass unsere Gesellschaften immer noch aus konkurrierenden Klassen besteht?
Sara Hassan im Gespräch mit Autorin Brigitte Theißl
Hocharbeiten, aufsteigen, dazugehören: So wird die Geschichte vom gesellschaftlichen Aufstieg gern erzählt und schöngeredet. Wer es nicht schafft, ist selbst schuld – solche und andere Mythen wirken stark in unserer Gesellschaft, die immer noch gerne erzählt, wir würden in einer „Leistungsgesellschaft“ leben, in der alle die gleichen Chancen hätten.
Nach der Finanzkrise 2008 waren Karl Marx und sein Hauptwerk, das Kapital, wieder in aller Munde. Doch weniger Aufmerksamkeit erhielt seine Klassenanalyse, die nach der Zähmung des Kapitalismus‘ im 20. Jahrhundert lange überholt schien.
Im ersten „Wohlstand für Alle“ – Spezial spricht Ole Nymoen mit Christian Baron. Der gebürtige Kaiserslauterer hat es mit seinem literarischen Debüt in die Bestsellerlisten geschafft – doch aufgewachsen ist er in bitterster Armut. Was das bedeutet, wie Arme diskriminiert werden, und was er mit seinem Buch erreichen möchte, erzählt er im Interview.
Was die Lohnabhängigen nicht mehr aufrechterhalten, können auch Panzer nicht retten.
Die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft tragen jenseits von kurzatmigem Aktivismus und selbstgenügsamem Seminarmarxismus seit gut fünfzehn Jahren ihren Teil dazu bei die Kritik des jetzigen Zustands voranzutreiben. Die von ihnen mit herausgegebene Zeitschrift Kosmoprolet versteht sich als Beitrag zur Organisierung eines sozialrevolutionären Pols.